Coppelius / Coppola

Foto: Lucie Jansch

Entscheidung zwischen dem Sandmann und dem durchgedrehten Wissenschaftler

Die Figuren Coppelius und Coppola sind grundsätzlich zwei verschiedene Personen. In der folgenden Charakterisierung werden die beiden miteinander verglichen, da der Protagonist Nathanael auf Grund seiner labilen Wahrnehmung in Coppelius Coppola sieht und sie somit als ein und dieselbe Person wahrnimmt. Daher erhielten die Charaktere vom Autor auch bewusst die Namen Coppelius und Coppola, da die Namen sich sehr ähneln und schnell zu verwechseln sind. Ein wichEger Aspekt vor allem ist, dass der Leser keine verlässlichen Angaben über die zwei Charaktere erfährt, sondern ausschließlich Angaben aus der Sicht von Nathanael, die den Leser an der Glaubhaftigkeit zweifeln lassen.

Zunächst beschreibt Nathanael in seinem ersten Brief die Optik von Coppelius. Sein Erscheinungsbild beschreibt Nathanael als „fürchterlich“ (S.9). Coppelius soll groß und breitschultrig sein und einen unförmlichen, dicken Kopf haben, sowie buschige, graue Augenbrauen, grüne Katzenaugen, ein schiefes Maul, ein hämisches Lachen und dunkelrote Flecken auf den Backen (S.9). Des Weiteren habe er große, rote Ohren, blaue Lippen, knoEge und haarige Fäuste, sei abstoßend und löse somit Ekel und Abscheu aus (S.10). Auch von Coppola hat Nathanael ein abschreckendes Bild. Er sieht sein Gesicht, mit einem weiten Maul, einem hässlichen Lachen und grauen langen Wimpern (S.30), als widerwärtig an. Beide Beschreibungen zeigen, wie abstoßend Nathanael die Beiden wahrnimmt, dessen Wahrnehmung auch mit Furcht vor ihnen verbunden ist. Der annehmbare Grund für seine Wahrnehmung ist, dass er die Optik mit den negativen Verhaltenszügen anpasst und gleichsetzt, um ein ebenes Bild der Charaktere zu haben, die hier als die Bösen in der Erzählung abgestempelt werden.

Über Coppelius erfährt der Leser, dass er als Advokat tätig ist und häufig zu Gast im Haus der Familie von Nathanael war, um mit dem Vater alchemistische Experimente durchzuführen. Er soll den Kindern absichtlich den Spaß und die Freude am Genuss geliebter Dinge nehmen (S.10), was ihn schon als „Böse“ und gemein auffällig macht, sowohl bei Nathanael als auch bei dem Leser. Die Mutter hatte Nathanael vom Sandmann erzählt, der Kindern im Schlaf die Augen ausreißt. An einem der Abende, wo Coppelius zu Besuch war, schlich Nathanael sich in das Arbeitszimmer des Vaters, um den Sandmann zu erblicken. Sta‘dessen sah er aber Coppelius, den er für sich als den Sandmann identifizierte. Die Begegnung an diesem Abend beschreibt Nathanael gleichsam eines Alptraumes. Mit einer Zange in der Hand rief Coppelius „Augen her, Augen her!“ und als Nathanael nun sicher denkt, Coppelius sei der Sandmann, und daraubin entsetzt und voller Furcht aus seinem Versteck kam, griff Coppelius nach ihm, warf ihn auf den Herd und wollte glutrote Körner aus der Flamme in Nathanaels Augen streuen (S.11/12). Der Leser wird an der Stelle stutzig, da diese Begegnung, ebenso wie die Tat, dass Coppelius ihm die Hände und Füße abgehackt und wieder drangesetzt habe (S.12), ganz klar unglaubwürdig und irreal erscheint, da Nathanael ohne gesundheitliche Schäden sonst nicht davon gekommen wäre. Danach verschwand Coppelius für ein Jahr und erschien an dem Abend wieder, wo Nathanaels Vater bei einer Explosion im Arbeitszimmer verstarb. Nathanael und seine Mutter geben seitdem Coppelius die Schuld für den Tod des Vaters. Insgesamt wird Coppelius von Nathanael hier als angsteinflößend, kalt, gefährlich und gewaltsam dargestellt. Fest zu halten ist, dass der Leser nur Informationen zu Coppelius aus Nathanaels Sicht bekommt und sich somit kein verlässliches Bild über ihn machen kann bzw. wie die Geschehnisse tatsächlich waren, da Nathanaels Erinnerungen nicht der Wahrheit entsprechen können. Am Ende der Erzählung tritt Coppelius erneut auf, denn als Nathanael sich vom Turm stürzen möchte, steht Coppelius in der Menschenmenge und ist sich sicher, dass Nathanael herunterkommt, womit er letztlich falsch liegt und daraubin in der Menschenmenge verschwindet.

Die erste Begegnung mit Coppola hat Nathanael Jahre später, wo er schon Erwachsen ist und bereits in der Universitätsstadt G. studiert, wo er auch auf Coppola trii. Coppola, mit Vornamen Guiseppe, wird in der Erzählung als „Der Wetterglashändler“ bezeichnet, denn er verkaut Brillen und Sehhilfen wie zum Beispiel Fernrohre (S. 30). Jedoch entpuppt Coppola sich nicht nur als Wetterglashändler, sondern auch als Forscher, der zusammen mit Spalanzani die Automatenpuppe Olimpia herstellt. Nathanael sieht in ihm Coppelius und erinnert sich somit an sein Kindheitstrauma, von dem er nun stets geplagt wird. Bei der Begegnung mit Nathanael versucht er ihm ein Taschenfernrohr zu verkaufen, was ihm im zweiten Anlauf auch gelingt. Da Nathanael mit diesem Fernrohr Olimpia beobachtet und sich schließlich in sie verliebt, ging der Plan von Coppola auf, einen real wirkenden Automaten herzustellen, was seine Intelligenz sichtbar machen lässt. Dass es sich hierbei nur um einen Automaten handelt und keine reelle Frau, soll allerdings nicht auffallen und somit verhält er sich gegenüber Nathanael skrupellos, da ihm gleichgülEg ist, dass Nathanaels entstandenen Gefühle verletzt werden. Auch wenn Coppola zielstrebig ist, ist er jedoch sehr gierig und besessen nach dem alleinigen Erfolg. Dies ist sichtbar bei dem Streit mit Spalanzani, wem der Automat gehöre, denn Coppola entreißt ihm sofort die Puppe, versetzt ihm einen heJigen Schlag mit ihr und rennt mit der Puppe davon. Bei dem Raub der Olimpia fallen ihr dabei die Augen aus (S.40), was die Ähnlichkeit erneut zu Coppelius in Abhängigkeit von der Verbindung zum Sandmann widerspiegelt.

Die Ähnlichkeiten der beiden Charaktere wird stets deutlich gemacht, nicht nur im abscheulichen und angsteinflößenden opEschen Erscheinungsbild sondern auch vom Verhalten her, da beide sehr skrupellos, gewaltsam und egoisEsch sind und als die Bösen dargestellt werden. Ebenso kann Nathanael bei Beiden eine Verbindung zum Sandmann auf Grund des AugenmoEves herstellen. Der Leser wird die ganze Erzählung mit der Verwirrung über die zwei Charaktere konfronEeret, da er nie die Gewissheit hat, was nun der Wahrheit entspricht, dennoch hinterlassen Beide eine unsympathische Wirkung bei dem Leser, sodass man auf der Seite von Nathanael und gegen Coppelius und Coppola ist.

Franziska und Emily

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